Sicherlich gibt es nicht wenige Detektive, die wegen ihres brillanten Verstandes bisweilen schon mal betont arrogant oder zynisch auftreten und dies mag auch ein legitimes Charakteristikum eines Meisterdetektivs sein. Philo Vance aber ist zweifelsohne ein Paradebeispiel dieses Schlags. Er ist gross gewachsen und von kräftiger Statur und seine Gesichtszüge sind von nordeuropäischer Grazie. Mit seinen 34 Jahren ist er immer noch ledig, hat viele Interessen und ist sehr gelehrt. Von seiner Tante hat er reich geerbt, so dass er Zeit seines Lebens nie wird arbeiten müssen, und führt in einem Luxusapartment in New York ein beneidenswertes Leben. Bei seinen Fällen verlässt er sich viel lieber auf eine Analyse der Psyche der Tatverdächtigen als auf handfeste Beweise. Grösste Freude bereitet es ihm, sich über die Ermittlungen seines Freundes, Staatsanwalt Markham, und dessen Leute lustig zu machen und dann alle mit den vermeintlich simplen Lösung eines Falles zu verblüffen. Philo Vances geistiger Vater, der Schriftsteller Van Dine, ist übrigens auch als Verfechter der "20 Gesetze eines Kriminalromans" bekannt. Das dritte von diesen Gesetzen besagt, dass die Liebe nur hinderlich für einen Kriminologen und daher unnötig ist. Das mag natürlich sein, klingt in meinen Ohren aber doch ein wenig hart...
Lesetipp: "Der Mordfall Bischof"