Mit "auseinandernehmen" hat das wirklich nichts zu tun. : ) Ich selbst habe erst nach deinen Ausführungen zum Begriff des Totschlags mich weiter schlau machen müssen weil ich gemerkt habe dass ich da nicht wirklich informiert bin. (Und so wirklich blicke ich da auch jetzt nicht durch.) Die rein juristische Ebene ist natürlich für uns als Laien extrem schwierig zu überblicken. Aber auch die Juristen scheinen nicht unbedingt einig und eindeutig zu sein:
"Die herrschende Lehre betrachtet Totschlag als sog. Grunddelikt und Mord als dessen Qualifikation; die Rechtsprechung sah bisher in Mord und Totschlag eigenständige Delikte. Diese Differenz hat in bestimmten Fallkonstellationen Auswirkungen auf die Anwendung von Strafrechtsnormen des Allgemeinen Teils (vgl. § 28 Abs. 1 oder 2 StGB)." (Wiki, Totschlag)
Delik, Qualifikation, Fallkonstellation... Junge, junge! Das ist vielleicht ein Labyrinth!
Zurück zu DC... Aoyama hat da wirklich einen hervorragenden Fall konstruiert. Der hebt sich von den gängigen DC-Folgen ab. Man sieht aber auch wie schwierig es sein kann solche Ausnahme-Fälle in der Serie breiter zu streuen. Wenn dem Zuschauer (und damit meine ich nicht nur die eigentliche Zielgruppe Kinder/Jugendliche) bei jedem zweiten Fall so ein "Brocken" vorgesetzt würde... Gute Nacht! : ))
Aber ich schließe mich dem Freispruch an =)
Zwei für Freispruch! Keine Gegenstimmen? (Nein!) Antrag angenommen! : )
Es gibt ja eine Riesendiskussion über die Bedeutung von Mord und Totschlag, die meiner Meinung nach ziemlich schwammig beschrieben werden. Mit Totschlag wollte ich eigentlich nicht auf den Vorsatz eingehen, sondern auf die Tatsache, dass die Tat nicht im Affekt geschah. Aber eigentlich kann man auch das auseinandernehmen, weil der Richter zu entscheiden hat, ob die Rache für einen verstorbenen Freund als 'niederes Motiv' gilt und die Tat somit Mord ist.
Stimmt, "Tötung auf Verlangen" wäre plausibler, aber auch das erfordert wohl ein gegenseitiges Einverständnis, das hier nicht gegeben ist - sollte Shinichis Behauptung denn stimmen. Aber Tote reden nicht. Schade. Sonst würde er vielleicht sagen, was er denn bezweckt hat; ob er denn nun freiwillig in den Tod gegangen ist oder die Konstruktion schlichtweg nicht bemerkt hat.
Aber ich schließe mich dem Freispruch an =)
Alle Angaben sind aus dem deutschen Strafgesetzbuch, das im Internet veröffentlicht wurde, und ich hab kein japanisches Schriftstück zur Hand. Es könnte dort also anders sein.
Vinira, deine Anmerkung zum Totschlag hat mich etwas stutzig gemacht. Aber du hast recht. Unter Totschlag habe ich mir generell eine Straftat mit Todesfolge ohne Vorsatz vorgestellt. (Wobei schon der juristische Begriff "Vorsatz" eine Geschichte für sich ist!) Also beispielsweise eine weder geplante/beabsichtigte Verletzung mit Todesfolge bei einer Schlägerei. Wie ich gerade in aller Kürze auf Wiki einsehen konnte, wird Totschlag gerade anhand der Vorsätzlichkeit definiert. Für unseren DC-Fall (Mord, Totschlag oder Selbstmord?) bleibt es aber kompliziert. Nach deutschem Strafrecht heißt es nämlich: "Totschlag, ist ein vorsätzlicher Tötungsdelikt ohne Mordmerkmale." Und: "Im deutschen Strafrecht bezeichnet Totschlag die vorsätzliche Tötung eines Menschen, die weder die Strafdrohung erhöhenden Kriterien für Mord noch die privilegierenden (weniger schwere Form) und damit die Strafdrohung mindernden für eine Tötung auf Verlangen erfüllt."(Wiki)
Und wie erwartet sind Definition und Strafandrohung bei Totschlag "Geschmackssache"; sogar Länder wie Deutschland, Österreich und die Schweiz, die zum selben Kulturkreis gehören, unterscheiden sich da teilweise erheblich. Wer Interesse an der juristischen Thematik hat kann sich bei Wiki einlesen. Totschlag – Wikipedia (Deutschland, Österreich, Schweiz) Und wer schon mal dabei ist kann sich auch über den (juristischen) Begriff "VORSATZ" den Kopf zerbrechen. : )) Vorsatz – Wikipedia(Deutschland)
Bei "aktiver Sterbehilfe" bin ich skeptisch. Meiner Meinung nach bedarf es dafür einer Abmachung die vorab und unter beidseitigem Einvernehmen erfolgt.
Mit der Gefährdung von Unbeteiligten (auf der Autobahn) meinte ich nicht die ehemalige Freundin. Die Freundin war zudem auch am wenigsten gefährdet; schließlich wusste sie ja am besten was Sache ist. Dem Fahrer aber musste bewusst sein das er zwangsläufig andere (auf der Autobahn) in Gefahr bringt sobald er das Bewusstsein verliert. Ob er mit letzter Kraft absichtlich so steuerte dass sein Wagen gegen die Leitplanken fahren musste oder der Schwenker zufällig erfolgte ist natürlich Spekulation. Dieser Moment macht alles was auf Selbstmord aus Reue (der Tod des Rallyerivalen) schließen lässt sehr fragwürdig. Es ist einfach ein Paradoxon: sich selbst auf einer Autobahn umzubringen weil man bei einem Autorennen den Tod eines Menschen verursacht hat und dabei gleichzeitig wieder andere Menschen in Lebensgefahr zu bringen... Für die "Folgerichtigkeit" dieses Entschlusses spricht dann aber der Zeitrahmen (er musste sofort entscheiden) und das Motiv des Fahrers seine Ehemalige ebenfalls zu bestrafen. (Sie soll wegen Mord hinter Gittern)
Aber zurück auf die Behauptung Shinichi Kudo habe fälschlich einen Mord deduziert... Wie ich ausgeführt habe, geht aus diversen Kommentaren Shinichis hervor dass er sich bei der Mord-Frage gerade nicht sicher ist und dies auch offen ausspricht. Man muss nur genau hinhören (bzw. lesen).
Eine gelungene Analyse Kitsune. Da kann man schwerlich noch was hinzufügen, aber ich versuch's trotzdem - hauptsächlich wegen der Bedeutung dieses Themas.
Mit welcher Begründung sich der Richter für ein Urteil entscheidet, manche Urteile kann man streichen. Dazu gehören Totschlag, da die Frau wissentlich eine Konstruktion erstellt hatte, die zu seinem Tod führen würde - sie hatte also den Vorsatz ihn umzubringen - und fahrlässige Tötung, denn sie war keinesfalls fahrlässig, sondern hatte die Konstruktion genauestens geplant.
Selbstmord, aktive Sterbehilfe und Mord scheinen die wahrscheinlichsten Urteile zu sein, obwohl ich eher zur aktiven Sterbehilfe tendiere - die Frau hatte die Falle konstruiert, aber letzten Endes war es der Fahrer, der beschloss zu sterben. Aber auch das gilt nur, wenn ein Gutachten erstellt wird, das Shinichis Vermutung bestätigt.
Wie gründlich psychologische Gutachten allerdings durchdacht werden, zeigt das Beispiel Gustl Mollath.
Dass der Fahrer seine Freundin mit in den Tod reißen wollte, bezweifle ich aber. Schließlich wird spekuliert, dass er ein gesundes Gerechtigkeitsempfinden hat und ein Mann, der sich seiner Schuld durchaus bewusst ist und sich (sollte Shinichis Annahme stimmen) bewusst für den Tod entscheidet, würde in den seltensten Fällen noch jemanden töten wollen. Aber vielleicht messe ich dem menschlichen Verhalten zu viel Vernunft zu und er hatte noch so viel Rachsucht in sich.
Kann mich 19ConanEdogawa95 nur anschliessen. Was Shinichi, Conan, Heiji & Co deduzieren könnte ruhig öfter kritisch betrachtet werden. Für Detektiv Conan "geschädigte" ist das doch schon eine Frage der detektivischen Ehre?! ;-)
Die Kernthematik habt ihr schon angesprochen... Nur dass Shinichi in der Frage "Mord oder Selbstmord?" einen falschen Schluss zieht halte ich wiederum für falsch. Von meiner Seite sei deshalb folgendes beigesteuert:
Shinichi ist sich mit der Definition auch nicht sicher. Ob oder inwieweit es Mord oder Selbstmord war. Shinichis Schlüsselsatz ist folgender:
"Er ließ sich einfach töten und machte Sie damit zu einer Mörderin, das war eine schlechte Entscheidung. Auch wenn er Gründe hatte, hätte er nicht diese Lösung wählen dürfen."
"...und MACHTE Sie damit zu einer Mörderin..."
(Hier sei kurz angemerkt dass wir bekanntlich auf Übersetzungen angewiesen sind; was genau die japanischen Freunde reden wissen wir nicht. Shinichi könnte juristische Fachbegriffe gebrauchen die aus dem Japanischen nur "in ungefähr" übersetzt wurden. Wir verwechseln ja nicht selten auch die Begriffe "Mord" und "Todschlag" innerhalb unserer eigenen Muttersprache.)
Shinichi "plädiert" also keinesfalls auf Mord.
Durch diese Aussage von Shinichi wird die Frau sogar teilweise vom Vorwurf des Mordes entlastet. Darüber wie es der Richter sieht (Mord, versuchter Mord, Selbstmord), kann man natürlich lang und breit streiten; das steht auf einem ganz anderen Blatt. (Überhaupt werden bei Detektiv Conan die Gerichtsverhandlungen ausgeblendet. Das würde ja den Handlungsrahmen sprengen. Meistens sind die Überführungen hieb- und stichfest; oft sogar mit Geständnissen verbunden.)
Die Unsicherheit Shinichis ist auch aus einem weiteren Satz heraus zu hören. Shinichi sagt:
"Er hat vielleicht gedacht dass sein Verbrechen nur mit seinem eigenen Leben vergolten werden kann."
Shinichi ist sich also bewußt dass er hier nur spekulieren kann; "Er hat VIELLEICHT gedacht..."
Zurecht, wie auch ich meine. Denn Shinichis Annahme der Fahrer habe die Mordkonstruktion bemerkt als er sich vorbeugte um Zigaretten vom Armaturenbrett zu nehmen ist reine Spekulation. Der Fahrer hätte die Zigaretten auch die ganze Zeit über in direkter Griffnähe (z.B. Jackentasche oder Nebensitz) haben können. Auch beim Ablegen der Zigaretten aufs Armaturenbrett muss er nicht zwangsläufig die fatale Konstruktion bemerkt haben. Seine Zigaretten und das Feuerzeug kann er auch auf das Armaturenbrett geworfen haben. So lässt es sich kaum beweisen dass der Fahrer die Mord-Konstruktion bemerkt hatte und augenblicklich den Entschluss fasste diese zum Selbstmord zu nutzen. (Jeder Anwalt der sein Handwerk halbwegs beherrscht, würde diese Argumentation genüsslich "auseinandernehmen".) Shinichi deutet auf ein Indiz von dem er selbst nicht unbedingt überzeugt zu sein scheint.
Wohl weil Shinichi sich hierbei nicht 100% sicher sein kann, verweist er gleichzeitig auf das psychologische Profil des Toten. Tatsächlich scheint es so als hätte der Fahrer ein gesundes Gerechtigkeitsempfinden gehabt. Er entschuldigte sich beim Vater seines tödlich verunglückten Rallyerivalen und versprach keine Rallyes mehr zu fahren. Er war sich seiner (Mit-)Schuld durchaus bewusst. Das spricht für die These des Selbstmords. Aber was meiner Meinung nach dieses Bild doch wieder ankratzt: das Opfer hat mit seinem (angeblichen) Selbstmord auf der Autobahn andere, unbeteiligte, Menschen gefährdet...
Meinem Gefühl nach (und darauf deuten die beiden Sätze von Shinichi ebenfalls) wollte der Fahrer seine ehemalige Partnerin "mitnehmen". Zu der fatalen Rallye hatte er sich wohl erst durch den "Verrat" seiner Partnerin hinreißen lassen. Er sah in ihrem Verhalten (Shinichi: "Auch wenn er GRÜNDE hatte...") eine Mitschuld an dem Unfall. Daraus ergab sich dann die "Logik des Selbstmords". Das Motiv des Fahrers der sich zum Selbstmord entscheidet ist wirklich eine schwierige Nuss... (Aoyama & Co haben da wirklich eine excellente Story fabriziert. Und ich denke ganz mit Absicht. Schon in der vorausgehenden Doppelfolge wurde explizit eine angebliche Fehl-Deduktion von Shinichi thematisiert!)
In solchen Fällen hat es nicht nur ein Shinichi Kudo schwer... Wie würde man in reality entscheiden? Schwierig, schwierig...
Die psychologische Motivation bei schweren Straftaten ist oft eine "Black-Box". Zudem müssen Menschen die Persönlichkeit anderer Menschen einschätzen und deren Handlungen beurteilen. (Dabei sind wir uns über die Beweggründe unserer eigenen Psyche oft nicht im Klaren.) Schon das "Wie" einer schweren Straftat wie Mord zu rekonstruieren ist oftmals eine äußerst schwierige Sache. Über das "Warum" kann im Grunde ein Richter oder Staatsanwalt kaum urteilen. Die Juristen klammern sich grundsätzlich an das "Wie". Deshalb geht es vor Gericht auch grundsätzlich nicht um Gerechtigkeit sondern um Recht.
Beim durchgehen des DC-Falls fielen mir dann auch zwei reale Fälle ein... Den einen oder anderen Hobby-Kriminalisten könnten diese "Präzedenzfälle" interessieren: "Kannibale von Rotenburg" (Mord oder Totschlag? Siehe Wikipedia:Armin Meiwes) und der Selbstmord von Pierre Wauthier (hier konnten die Justizbehörden lediglich fragen ob "ungebührlicher Druck" vorlag; durchforstet mal die Medienberichte zu dem Fall).
Ich werde hier nicht so aktiv mitdiskutieren, doch muss ich sagen, dass mir eure Erläuterungen alle gut gefallen. Warum kann es nicht mehr solcher Folgen geben, wo man dann in eine ernstere Diskussion treten kann, einfach weil jeder seine eigene Meinung dazu hat?
Auf jeden Fall denke ich, dass die Frau eigentlich keine Mörderin ist, da sich das Opfer letztendlich selbst dazu entschieden hat zu sterben. Sie hatte zwar versucht ihn zu töten, aber wenn er dann auch noch darauf eingeht, ist er eigentlich ein Selbstmörder. Die Frau sollte also eigentlich nur wegen versuchten Mordes angezeigt werden und somit hat Shinichi eine falsche Deduktion abgegeben.
Erinnert mich an die Folge "Die Kapsel im Zitronentee". Da hatte der vermeintliche Mörder Gift in den Tee getan, den das Opfer dann freiwillig trank, obwohl sie gesehen hatte, dass er Gift in den Tee getan hat. Da bekamm der Typ eine milde Strafe, wobei das Opfer da überlebte und somit bezeugen konnte, dass sie es freiwillig tat.
Dürfte in diesem Fall schwierig werden, weshalb der Mörder hier schlechtere Karten vor Gericht hat, würde ich sagen.
Eine wirklich interessante Frage, die selbst die verschiedenen Richter unterschiedlich beurteilen würden, zudem müssen wir noch mit ein beziehen, dass die Gesetzt in Japan anders sind, als hierzulande... ich bin mir nicht sicher, kann mir aber vorstellen, dass es in Deutschland in der Tat Mord wäre, vielleicht auch Beihilfe zum Selbstmord... wobei das eher so ein Mittelding wäre, immerhin hatte der Mann nicht von vornherein vor, sich umzubringen, sondern hat sich die Mordvorrichtung von ihr zu Nutzen gemacht. Fahrlässige Tötung wäre vielleicht auch noch drin... gottchen, wo sind denn die Jura-Studenten unter uns? :'O
Aber wie das in Japan ist...wirklich, kein Plan... deren gesetzte sind mir noch weniger bekannt, als die eigenen XD
Wenn du dabei eine Waffe auf ihn gerichtet hast, sei es ein Messer, eine Schusswaffe oder eben eine Angelschnur um seinen Hals, mit der du ihn ersticken könntest oder irgendwie anders bedrohst, dann ja.
Fakt ist: sie hatte das Vorhaben ihn umzubringen und sie hat die Konstruktion dafür hergerichtet, das alleine genügt schon, um es mindestens als versuchten Mord festzuhalten.
Aber wir könnten den Spieß auch umdrehen: Hätte die Frau einen Freispruch verdient, nur weil das Opfer von ihrem Plan angeblich wusste und ihn trotzdem durchgezogen hat? Wäre es vor Gericht wirklich beweisbar, dass er es gewusst hat? Schließlich könnten die Zigarettenkippen auch in den Aschenbecher gelangt sein können, bevor sie die Angelschnur anbrachte und er könnte danach keine mehr geraucht haben.
Also wenn ich mit jemandem auf einer Brücke stehe und ihm sage er soll runterspringen, weil das was er getan hat unverzeihlich ist und er springt bin ich dann ein Mörder und wenn er nicht springt ist es dann versuchter Mord?
Ein Waffenhändler verkauft dir zwar eine Waffe, er setzt sie dir aber nicht unmittelbar vor die Brust, deswegen kannst du ihre Konstruktion nicht mit dem Verkauf einer Waffe vergleichen. Sie hat ihn damit gezielt bedroht und er ist gestorben, weil er nachgegeben hat. Bei einem Selbstmord bedrohst du dich aber quasi selbst, das ist der entscheidende Unterschied und der Grund, warum die Deduktion mit Mord schon ganz richtig war.
In Folge 523 behauptet Shinichi die Frau war die Mörderin, dies ist aber falsch den der Mann hat ja wissentlich den für ihm tödlichen
Mechanismus betätigt weswegen es doch eigentlich Selbstmord ist. Sie als Mörderin zu bezeichnen ist vergleichbar mit Waffenhersteller des Mordes zu bezichtigen, weil jemand sich damit getötet hat. Das nicht ganz vergleichbar, aber trotzdem ist sie keine Mörderin oder was denkt ihr